Montag, 7. November 2011

Woher der Strom kommt

Wir haben jetzt viel über Elektrizität und auch ein wenig über Magnetismus gelernt. Im Alltag begegnet uns ersteres vor allem als Strom aus der Steckdose. Aber wo kommt der Strom überhaupt her? In diesem letzten Grundlagenpost über Elektromagnetismus soll diese Frage geklärt werden. Viele andere interessante Sachen, wie z.B. die Nachrichtenübertragung per Funk und vor allem das Thema Licht werden dann später folgen, wenn es dann tatsächlich um die Phänomene und nicht mehr die Grundlagen geht.

Im (vor-)letzten Post "Navigation und heiße Drähte" haben Sie erfahren, dass Elektrizität und Magnetismus sehr eng miteinander verknüpft sind. In gewisser Weise kann man sagen, dass sie die zwei Seiten einer Medaille, nämlich des Elektromagnetismus, sind. Und das ist gar nicht so offensichtlich und nebensächlich, wie es vielleicht scheint. Bewegt sich eine Ladung, erzeugt sie ein (sich änderndes) Magnetfeld, und ändert sich ein Magnetfeld, entsteht gleichzeitig ein (sich änderndes) elektrisches Feld (das Ladungen bewegen kann). Es hängt also wie eine Kette zusammen. Und genau dieser Zusammenhang ist es, der uns mit "Strom" versorgt: In einem Generator wird durch Änderung von Magnetfeldern (nämlich indem man ganz einfach Magneten bewegt), ein elektrisches Feld erzeugt und so ein Strom "induziert" (das ist der Fachbegriff). Fast die gesamte Stromversorgung auf der Welt basiert auf diesem Prinzip. Eine der wenigen Ausnahmen wäre beispielsweise die Photovoltaik (Solarzellen) oder Brennstoffzellen.
Der Clou: Das Ganze funktioniert auch anders herum: Legt man Strom an einen Generator an, wird aus ihm ein Elektromotor. Also ist das selbe Prinzip sowohl für die Stromerzeugung wie auch für einen guten Teil der Stromnutzung grundlegend. Mehr als Grund(legend) genug, um sich in diesem Post mit dem Generator/Motor auseinander zu setzen. Und es handelt sich dabei um ein überraschend einfaches Teil:

Der typische Aufbau ist im nebenstehenden Bild ("Isi", Wikicommons) recht anschaulich dargestellt. Die zwei gebogenen Platten außen, rot und blau eingefärbt, sind Permanentmagnete. Sie sind fest am Gehäuse des Motors (nicht zu sehen) angebracht, weshalb man diesen ganzen Teil "Stator" nennt (er ist stationär). In dem Stator befindet sich ein drehbarer Teil, der "Rotor". Im Bild besteht er aus dem Anker (in Silbergrau) und den darauf aufgewickelten Drahtspulen (wieder rot und blau) den kupferfarbenen Kontakten und der Stange, die sich direkt in der Mitte befindet ("Welle" genannt). Es gibt natürlich kompliziertere Varianten, aber das Prinzip ist immer das Gleiche.

Generator: Dreht man die Welle, rotiert der Rotor und die Spulen bewegen sich durch das Magnetfeld der Permanentmagnete. Aus Sicht der Spule ändert sich dadurch ständig das sie durchfließende Magnetfeld und erzeugt ein elektrisches Feld. Wer (Wiener) Walzer tanzen kann, kennt wahrscheinlich den Effekt, dass sich alles zu drehen scheint, obwohl man weiß, dass man es eigentlich selbst ist. Ohne jetzt näher ins Detail zu gehen sorgt das elektrische Feld nun dafür, dass an den Kontakten eine Spannung anliegt und Strom fließen kann. Das ist auch schon alles. Sowohl so etwas "einfaches" wie ein Fahrrad-Dynamo wie auch die Generatoren eines Atomkraftwerkes erzeugen auf diese Weise Strom. Beim Fahrrad ist es der Kontakt zum Reifen, der den Rotor in Drehung versetzt. Im AKW ist es nichts weiter als (Wasser)Dampf, der eine Turbine antreibt (und die eigentliche Atom"kraft" wird verwendet, um das Wasser zu erhitzen).

Motor: Statt den Kontakten Strom zu entnehmen, kann man auch einen Strom anlegen. In diesem Fall erzeugt der Stromfluss in dem aufgewickelten Draht auf dem Anker dafür, dass ein Magnetfeld entsteht. Die Konstruktion ist so ausgeführt, dass, wie im Bild, ein magnetischer Nordpol (blau) genau da entsteht, wo auch der Nordpol des Permanentmagneten (auch blau) ist. Das Gleiche gilt für den Südpol (rot). Nun wissen wir, dass sich gleiche Pole (magnetisch) abstoßen, genau wie es gleiche Ladungen (elektrisch) tun. Der Rotor will sich also gerne so drehen, dass die blaue Drahtspule zum roten Permanentmagneten geht und umgekehrt. Und das macht er auch. Hat sich der Rotor aber soweit gedreht, haben sich auch die Kontakte getauscht (man bemerke den Spalt zwischen den Kupferkontakten), sodass die Spulen ihre Polungen umkehren und wieder auf die andere Seite wollen. Auf diese Weise dreht sich der Rotor immer weiter, solange ein Strom durch seine Spulen fließt.

Viel mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen. Und damit ist auch der Grundlagenblock zur Elektrodynamik vollständig. Wenn die Erklärungen noch nicht ganz EIndeutig waren, kann man über die Google-Bildersuche viele andere, anschauliche Darstellungen (und auch Animationen) finden, die dieses Prinzip verdeutlichen (aber erst weiterlesen!). Was mich bei dieser Thematik immer wieder beeindruckt: Trotz allen Fortschritts und trotz aller Technik erzeugen wir fast unseren gesamten Strom (in Atom-, Kohle- und Öl/Gas/anderen Verbrennungskraftwerken) dadurch, dass wir Wasser heiß machen und mit dessen Dampf einen Generator antreiben, dessen Urform bereits um 1820 entstanden ist. Mit anderen Worten: Die Technik, die tatsächlich das "stromerzeugende Element" ist, ist fast 200 Jahre alt (was jetzt übrigens auch Windkraftanlagen einschließt). Ich hoffe, es gibt in näherer Zukunft einen Weg, verfügbare Energien effizienter nutzbar zu machen.

Für Experimentierfreudige folgende Aufgabe: Sie haben eine Batterie, ein Stück Draht (10 cm), einen guten Magneten und eine Schraube. Wie können sie daraus einen einfachen, funktionsfähigen Elektromotor bauen (die Baterie ist in der Tat nichts weiter als die Stromquelle). Wenn Sie sich der Aufgabe stellen wollen sollten Sie erstmal NICHT die Bildersuche verwenden...
Wenn Sie es geschafft haben: Können Sie sich erklären, was da passiert? (Das ist aber schon wirklich eine Expertenfrage)

Freitag, 19. März 2010

Jugend forscht 2%

Auch dieses Jahr fand in Clausthal wieder das (niedersächsische) Landesfinale von Jugend forscht statt. Wieder gab es so einige Stände mit bekannten und neuen Themen. Viel habe ich davon nicht mitbekommen, denn ich habe zu meiner Überraschung und Freude zwei "alte Bekannte" wiedergetroffen:

Malin und Ellen, die mich schon letztes Jahr mit ihrem Projekt begeistert haben, waren mit neuem Thema wieder da. Und wie sollte es anders sein, auch dieses Mal war ich beeindruckt. Eine kurze Zusammenfassung von dem, was ich zu verstanden haben glaube: Die beiden haben ein Modell des Wirtschaftssystems kreiert, bei dem Bürger, Banken und Fördertürmen eine Rolle spielen. Bürger leihen den Banken Geld und bekommen dafür Zinsen. Banken investieren Geld in Fördertürme, die eine zufällige Menge Gewinn bringen. Interessant ist nun, wie und wie lange sich Banken halten, wenn sie mit unterschiedlicher Risikofreudigkeit miteinander in Konkurrenz stehen. So konnte man einiges lernen, z.B.wie viele Banken ein System braucht um stabil zu sein und dass in kleinen Systemen sterbende risikofreudige Banken auch eher neutrale Banken in den Bankrott "rein reißen" können. Darüber hinaus konnten die beiden zeigen, dass, wenn Manager mit prozentualen Bonuszahlungen an den Gewinnen ihrer Bank beteiligt sind, ein interessanter Effekt auftritt: Das Optimum für die Manager fällt nicht mit dem Optimum der Bank zusammen sondern kann sogar mit Verlusten der Bank einhergehen (die beiden können das natürlich stichhaltiger erklären). Und das ganze in gewohnt guter Aufbereitung, die sogar wissenschaftlichen Standards genügt.

Leider bin ich kein JuFo-Juror, aber das war auch nicht nötig: die beiden haben (natürlich) den Landeswettbewerb gewonnen. Von dieser Stelle wieder (wohl ein letztes Mal) viel Erfolg in Berlin!

Sonntag, 29. März 2009

Jugend forscht

Am vergangenen Mittwoch stellten die Landesfinalisten von Jugend forscht in der Aula der TU-Clausthal ihre Projekte vor.


Besonders interessiert haben mich natürlich die Physikprojekte, von denen ich hier kurz berichten möchte. Ich möchte aber am Schluss noch ein anderes Projekt vorstellen, weil es mich sehr beeindruckt hat.


1.) Singing Glasses - Vom Abwaschdienst zum Jungforscher

In diesem Projekt untersuchten die Teilnehmer das Schwingungsverhalten von Gläsern und versuchten herauszufinden, durch welche Parameter diese zu charakterisieren und zu beeinflussen sind. Geplant war auch die Herstellung eines Tasteninstruments, mit dem man durch Tastendruck die gewünschten Töne mit den Gläsern spielen könnte. Allerdings scheiterte dies, denn der Finger, der sonst durch reiben ein Glas zum schwingen brachte, konnte nicht ersetzt werden.


2.) Fresnel-Spektrometer

Bei diesem Projekt ging es darum eine Fresnel-Linse für den Ultraschallbereich aufzubauen und den Aufbau als Ultraschallspektrometer zu verwenden. Im Bild ist die "Linse" als an eine Zielscheibe erinnernde Aussparungen auf dem weißen Schirm zu erkennen.


3.) Die Flossen eines Wals

Zwei Schüler fragten sich warum Buckelwahle so eigenartige Kerben an den Flossen haben und gingen der Frage auch nach. Dazu bauten sie einen Wasserkanal, in dem verschiedene flossenartige Holzprofile bewegt wurden, wobei die wirkenden Kräfte (Widerstand und Auftrieb) gemessen wurden. Es stellte sich heraus, dass es eine scheinbar optimale Anordnung gibt, bzw. ein Verhältnis zwischen Kerbenstärke und -Abstand. Die Schüler erhoffen sich, dass man dieses Prinzip auch in die Luftfahrt übertragen kann. Dieses Projekt hat mir von den Physikprojekten am besten gefallen. Deshalb würde ich auch sagen, dass es verdient gewonnen hat und sich nun auf Bundesebene mit anderen Landessiegern messen wird.




4.) Schmelzverhalten von Eis in Wasser und Luft

Dieses Projekt ist die Fortführung der vorjährigen Projekts, das sich auf Luft beschränkte. Da ich mit dem Jungforscher nicht gesprochen habe, kein Foto habe, und mich das Thema auch nicht so sehr interessiert hat, will ich hier auch nicht viel mehr schreiben.


5.) Absprungverhalten von rotierenden Tischtennisbällen auf verschiedenen Tischtennisschlägerbelägen.

Der Projektname erklärt das Projekt ja weitgehend. Ich finde, es hört sich durchaus interessant an, aber leider habe ich den Jungforscher nicht antreffen können und entsprechend wenig Informationen. Immerhin habe ich ein Bild des Aufbaus. Das war's dann aber auch.




Meine persönlichen Favoriten:
Das Projekt Optimierung der Gewinnchancen durch Tauschhandel am Beispiel von Monopoly aus dem Fachgebiet Mathematik/Informatik



Malin Lachmann und Ellen Carmesin haben mich mit ihrem Projekt beeindruckt, weil
-es sehr "greifbar" ist (Monopoly kennt jeder)
-es eine interessante Fragestellung behandelt
-es sehr gut gelöst und umgesetzt wurde (Selbstprogrammierte Java-Simulation, bei der den Spielern unterschiedliche Taktiken gegeben wurden)
-es super ausgewertet und dargestellt wurde (Grafiken uns sogar eine Live-Simulation des Spielverlaufes samt Spielbrettdarstellung in Farbe)

und weil die Jungforscherinnen ihre Arbeit auch sehr flüssig und freundlich erklären konnten. Auch hier kann man sagen, dass dieses Projekt verdient gewonnen hat, und sich jetzt auf Bundesebene behaupten kann. Ich wünsche den beiden jedenfalls alles Gute und weiterhin viel Erfolg.


Natürlich war bei Jugend forscht mehr los, es gibt ja auch weit mehr Fachgebiete und entsprechend Teilnehmer. Aber ich hatte nicht viel Zeit und es wäre auch nicht sinnvoll auf alles einzugehen. Wenn Sie interesse an Jugend forscht haben, dann besuchen Sie doch die Veranstaltungen in Ihrer Nähe und vor allem www.jugend-forscht.de.

Samstag, 14. März 2009

Navigation und heiße Drähte

Ähnlich lange wie die anziehende Kraft der Elektrizität bekannt ist, kennt man den Magnetismus. Ein bestimmtes Mineral, Magnetit, hat die Eigenschaft, anderes Magnetit anzuziehen oder abzustoßen. Außerdem ließen sich andere Materialien, genauer Eisen, Kobalt und Nickel, von diesen Magneten anziehen, obwohl sie alleine nicht magnetisch waren. Die zunächst wohl wichtigste Anwendung fand der Magnetismus im Kompass, der es erlaubte sich einfach und ohne die Sterne zu orientieren. Das hängt mit zwei fundamentalen Eigenschaften von Magneten zusammen:


1. Ähnlich, wie man in der Elektrizität von positiven und negativen Ladungen spricht, gibt es im Magnetismus einen Nord- und einen Südpol. Ein magnetischer Nordpol stößt einen anderen magnetischen Nordpol ab, zieht jedoch einen magnetischen Südpol an. Entsprechendes gilt für den Südpol.

2. Anders als in der Elektrizität gibt es jedoch keine sogenannten Monopole, also separate Nord- oder Südpole. Jeder noch so kleine Magnet hat genau einen Nord- und genau einen Südpol.

Aus diesem Grund richtet sich eine kleine Magnetnadel, die drehbar gelagert ist (Kompass), stets so aus, dass ihr Nordpol zum stärksten Südpol zeigt. Ist kein anderer Magnet in der Nähe, richtet sich eine solche Magnetnadel also im Erdmagnetfeld aus. Die Richtung, in die der Magnetische Nordpol zeigt, nannte man Norden.

Vielleicht wundern Sie sich darüber, denn eigentlich müsste doch der Nordpol der Magnetnadel zum Südpol zeigen. Das tut er auch, allerdings zum magnetischen Südpol. Der geographische Nordpol der Erde entspricht in der Tat ihrem magnetischen Südpol. Es scheint aber, dass sich die Erde von Zeit zu Zeit magnetisch umpolt (im Mittel etwa alle 250000 Jahre). Man vermutet, dass eine solche Umpolung das letzte Mal vor 780000 Jahren stattfand, und eine erneute inzwischen überfällig ist. Und dieser Vorgang wird wahrscheinlich 4000 bis 10000 Jahre dauern. Aber das ist ein anderes Thema.

Was aber hat der Magnetismus mit der Elektrizität zu tun?

Ampère führte Experimente durch, bei denen er beobachtete, dass auch stromführende Drähte eine Magnetnadel beeinflussen können, also ein Magnetfeld erzeugen. In diesem Fall ist das Magnetfeld in ringförmig um den Draht angeordnet. Die Rotationsrichtung bestimmt man mit der „Rechten Hand Regel“: Bildet man mit der rechten Hand eine Faust, die den Leiter umschließt und der Daumen zeigt in Stromrichtung, dann zeigen die Fingerspitzen in Richtung des Magnetfeldes um den Leiter. Das Magnetfeld ist dabei jedoch nicht sehr stark. Wickelt man jedoch einen stromführenden Draht spiralförmig auf, wirkt er wie ein großer Dauermagnet, denn die Magnetfelder um die einzelnen Drahtstücke addieren sich zu einem Gesamtmagnetfeld. Dies lässt wiederum Rückschlüsse auf „normale Magneten“ zu: In einem Dauermagnet gibt es viele kleine Ströme, die wiederum viele kleine Magnetfelder erzeugen. Und diese Magnetfelder übelagern sich zu einem Gesamtmagnetfeld.
Es stellt sich heraus, dass Magnetfelder immer ring- oder schleifenförmig (genauer: geschlossen) sind. Selbst in großen Dauermagneten, bei denen das Magnetfeld vom Nordpol ausgehend Richtung Südpol zeigt, geht das Feld im Inneren wieder vom Südpol zum Nordpol zurück. Aus diesem Grund gibt es eben keine magnetischen Monopole.

Aufgrund dieser engen Verknüpfung zwischen Elektrizität und Magnetismus, und aufgrund ihrer bedeutenden gegenseitigen Wechselwirkung, bezeichnet man den Bereich der Physik, der sich mit diesen Themen beschäftigt, „Elektromagnetismus“. Und damit werden wir uns dann nächstes Mal beschäftigen.

Nachtrag: PDF aktualisiert

Dienstag, 10. Februar 2009

Widerstand gegen die Naturgewalt

Das weltliche Gesetz kennt den "Widerstand gegen die Staatsgewalt". Dies ist eine Straftat und umfasst grob gesagt gewaltsamen Widerstand und tätliche Angriffe gegen sogenannte Vollstreckungsbeamte. In schweren Fällen winken da bis zu fünf Jahren Haft als Strafe.

Es gibt auch ein elektrisches Bauteil, welches als Widerstand bezeichnet wird. Und das macht genau das, was sein Name vermuten lässt: Es bietet dem Strom einen Widerstand bei seinem Bestreben, von einem Pol zum anderen zu fließen. Und die Strafe? Nun ja, ein Verstoß gegen ein weltliches Gesetz wird schon hart bestraft. Umso mehr Härte bekommt der Widerstand zu spüren und wird so richtig heiß gemacht.
Die Frage ist: Gegen welches Gesetz, Naturgesetz in diesem Fall, hat der Widerstand denn nun eigentlich verstoßen?

Gegen gar keins. Das geht ja auch gar nicht. Stattdessen befolgt er sogar die Naturgesetze.
Es passiert folgendes: Die Ladungsträger (wir hatten ja bereits festgestellt, dass es Elektronen sind) fließen durch den Draht und treffen auf den Widerstand. Im Gegensatz zum Draht können sie hier nicht so einfach fließen und man könnte erwarten, dass der Strom jetzt langsamer wird. Aber Strom funktioniert anders. Statt langsamer zu werden fließt einfach weniger hindurch. Man kann sich das vielleicht wie eine Stelle in einem Rohrsystem vorstellen, an der die Leitung plötzlich dünner wird. Wenn Sie mal Widerstand live erleben wollen, dann finden Sie sich doch einfach morgens bei entsprechenden Geschäften ein, wenn wieder ein Bestseller à la Harry Potter oder WOW Verkaufsstart hat. Bei der Gelegenheit verstehen Sie dann auch, warum ein Widerstand heiß wird. Im vorletzten Post haben wir ja gelernt, dass an einem Widerstand die Spannung abfällt. Damit geht dem Stromkreis aber Energie verloren. Hier gilt aber wieder die Energieerhaltung (wie sollte die Energie auch verschwinden), das bedeutet, die Energie aus dem Stromkreis wird in eine andere Form umgewandelt. Im Widerstand gibt es so etwas wie Reibung zwischen Elektronen und Widerstandsmaterial. Folglich wird der Widerstand heiß und die Energie des Stroms wird teilweise in Wärme umgewandelt.

Man kann einen Widerstand aber auch für andere Zwecke nutzen als um Wärme zu erzeugen. 1826 fand Georg Ohm heraus, dass es einen linearen Zusammenhang zwischen Strom, Spannung und Widerstand gibt, zumindest an "normalen Widerständen" (sogenannte Ohm'sche Widerstände). Die eingängige Formel

U=R*I

ist allgemein als das Ohm'sche Gesetz bekannt. Habe ich also einen Spannungsgenerator, der mit immer eine bestimmte Spannung liefert, dann kann ich durch die Wahl des Widerstandes den Strom im Stromkreis bestimmen. In der Schule haben wir gelernt uns diesen Zusammenhang anhand der "URI-Dreiecks" zu merken. Wenn man in diesem Dreieck die gesuchte Größe zuhält, kann man ablesen, wie man sie berechnet. Wegen dieser Einfachheit ist das Ohm'sche Gesetz sicher eines der einprägsamsten und eingeprägtesten Naturgesetze überhaupt.

Zum Abschluss will ich noch auf zwei Dinge hinweisen:
1. Es gibt noch einige andere Bauteile, die sich so ähnlich wie ein Widerstand verhalten, aber kein Ohm'scher Widerstand sind.
2. Wenn mehrere Widerstände in einem Stromkreis sind, muss man gewisse Regeln beachten, wenn man sie zusammenrechnen will.
Übrigens sind auch die Drähte im Stromkreis, die bei solchen Rechnungen immer vernachlässigt werden, ebenfalls Widerstände. Ihr Widerstand ist aber so klein, dass er vernachlässigt werden kann.

Donnerstag, 29. Januar 2009

Die volle Ladung

Nachdem wir uns im letzten Post mit Spannung beschäftigt haben, stehen heute die Begriffe "Ladung" und "Strom" im Mittelpunkt.

Im Post "Mehr Power..." habe ich bereits das sogenannte "Bohr'sche Atommodell" vorgestellt. Um es noch einmal in Erinnerung zu rufen hier noch einmal der alte Text, aber dafür mit neuem Bild:
Atome bestehen aus 3 Teilen, den Elektronen mit negativer Ladung in der sogenannten Atomhülle sowie den Protonen mit positiver Ladung und den Neutronen ohne Ladung im sogenannten Atomkern . In einem elektrisch neutralen Atom gibt es genau so viele Elektronen (also negative Ladung) wie Protonen (positive Ladung). Und "Irgendetwas" ist elektrisch neutral, wenn alle seine Teile elektrisch neutral sind, zumindest grob gesprochen.




Damit sind wir also beim ersten Begriff, der Ladung.

Wie beschrieben trägt alle Materie positive und negative Ladungsträger. Als Ladung bezeichnet man die Summe aller Ladungsträger, wobei sich je ein positiver und ein negativer Ladungsträger in ihrer wirkungsweise gegenseitig aufheben. Die Ladungsträger im Atom tragen also eine gleich große aber entgegengesetzte Ladung.
Wenn etwas geladen ist, gibt es einen Überschuss einer Ladungsträgersorte.
So etwas kennen wir von der sogenannten "Statischen Aufladung", die wir beispielsweise in manchem Kaufhaus zu spüren bekommen, wenn wir das metallne Treppengeländer berühren. Aus der Schulzeit kennt man sicher auch den Trick mit den Papierschnipseln und dem Geodreieck oder dem geriebenen Bernstein.
Übrigens: Bereits die alten Griechen kannten den Trick mit dem Bernstein. Und weil diese faszinierenden Effekte das erste Mal an Bernstein beobachtet wurde, stand er bei der Namensgebung des Wissenschaftsgebiets und der charakteristischen Vorsilbe für Phänomene dieses Gebists, insbesondere aber für das Elektron Pate. Denn das (alt)griechische Wort für Bernstein ist "Elektron (ἤλεκτρον)".

Von der Ladung ist es nicht mehr weit zum Strom:

Wie wir wissen, sind Ladungen bestrebt an Orte zu gelangen, die entgegengesetzt geladen sind. Zwischen sochen Orten herrscht eine "Potentialdifferenz" oder "Spannung". Und wenn möglich werden die Ladungen auch zu solchen Orten fließen. Und das Wort "fließen" kündigt schon an, dass sich hinter diesem Verhalten der Begriff des Stroms verbirgt.

Der Strom I ist die Menge der Ladung Q, die in einer bestimmten Zeit t fließt.
I=Q/t


Das war es im Prinzip auch.
Aber es gibt noch eine Sache, die man klären muss: Welche Ladung fließt eigentlich?

Würden beide Ladungen fließen, würden sie sich wahrscheinlich irgendwo in der Mitte treffen. Das wäre etwas problematisch. Und es ist auch nicht so.
Die großen und schweren Atomkerne sind nicht in der Lage sich durch Leitungen oder ähnliches zu bewegen. Es wäre auch schlimm, wenn es anders wäre. Die leichten und kleinen Elektronen lassen sich jedoch unter Aufwand von Energie von den Kernen trennen und sind in der Lage, Materie zu durchdringen, also durch Drähte zu fließen. Durch die Ladungstrennung erhält man also gleich beides, bewegliche Ladungen und die Substanz, die sie anzieht. Man muss nur dafür sorgen, dass die Elektronen keinen kürzeren und bequemeren Weg zu den Atomen zurückfinden und sich deshalb notgedrungen durch den Stromkreis quälen.

Um das ganze vollends verwirrend zu machen, hat man die Stromrichtung aber genau anders herum definiert...
Es macht im Prinzip keinen Unterschied in der Betrachtung, ob sich positive Ladungen von hier nach da, oder negative Ladungen von da nach hier bewegen. Irgendwann wurde definiert, dass sich der Strom vom Plus- zum Minuspol bewege. Man spricht heute von der "technischen Stromrichtung" und in sehr breiten Bereichen, vom Ingenieurwesen bis zum Elektroinstallateur, wird die Stromflussrichtung auf diese Weise angegeben. Erst später fand man heraus, dass sich nur die negativ geladenen Elektronen durch die Leitungen hindurch bewegen können und die tatsächliche Stromrichtung (auch physikalische Stromrichtung) genau entgegengesetzt der gängigen Stromrichtung ist. Zwar ändert das in der Physik der Elektrizität nicht viel, aber es ist ein interessantes Beispiel wie stur Menschen an althergebrachtem festhalten, selbst wenn inzwischen klar ist, dass es nicht richtig ist.


Zusammenfassung:
Ist das Ladungsgleichgewicht gestört, sprechen wir davon, dass irgend etwas Ladung trägt oder geladen ist. Diese Ladungen sind bestrebt zu entgegengesetzten Ladungen zu fließen und das Ladungsgleichgewicht wieder herzustellen. Ist das möglich fließt ein (Ladungs-)Strom zwischen den unterschiedlich geladenen Orten.


Als Nächstes betrachten wir den Weg der Ladung etwas genauer und lernen etwas über den Widerstand und das Ohm'sche Gesetz.


~PDF aktualisiert

Mittwoch, 28. Januar 2009

Die Spannung steigt

Der Begriff, der heute im Mittelpunkt steht, ist wieder einmal einer, der in Alltag und Umgangssprache häufig auftaucht: Die Spannung. Man kann unter Spannung stehen oder gespannt sein wie ein Flitzebogen, etwas spannendes erleben,...
In einigen Fällen kommen die Ausdrücke eher aus dem Bereich der Mechanik, in der die Spannung eine rücktreibende Kraft eines elastischen Körpers ist. Streckt oder staucht man beispielsweise eine Feder, so wird sie gespannt, und diese Spannung wirkt als Kraft gegen die spannende Kraft.
Eine weitere Bedeutung erhält der Begriff der Spannung in der Elektrizitätslehre. Hier bezeichnet er die Potentialdifferenz zwischen zwei Orten. Und nun wird es etwas schwierig. Um ganz genau zu erklären was das bedeutet, müsst man hier einen etwas tieferen mathematischen Zusammenhang betrachten. Ich versuche deshalb stattdessen eine möglichst greifbare (wenn auch weniger exakte) Erklärung zu geben:
Die Spannung hat sowohl Eigenschaften von Energie als auch von Kraft. Man könnte sagen, die Spannung gibt das bestreben einer Ladung an, von einem Ort zum anderen zu gelangen. Bei hohen Spannungen ist dieses Bestreben sehr groß und Ladungen nehmen dafür auch Wege in kauf, die sie sonst nicht gehen würden, z.B. durch Luft (->Blitz). Sind die Spannungen niedrig, so ist das Bestreben der Ladungen einen Stromkreis zu durchlaufen, ebenfalls klein. So bleibt beispielsweise das Licht aus.
(Auch diesbezüglich werde ich mich später leicht korrigieren müssen, aber für den Augenblick belassen wir es bei diesem Modell).

Was ist ein Stromkreis?

Nun, das Wort sagt es schon ganz gut: Es ist der Weg, den der Strom durchläuft, wenn er von einem Pol der Stromquelle (auch Spannungsquelle genannt) zum anderen fließt.
Ein einfacher Stromkreis ist im Bild links dargestellt. Die zwei senkrechten Striche stellen die Spannungsquelle dar, der dicke schwarze Balken einen sogenannten Widerstand und der Kreis mit dem Kreuz symbolisiert eine Glühbirne. Der blaue Pfeil deutet an, dass der Strom den Kreis im Uhrzeigersinn durchläuft.



Auf der rechten Seite ist der Stromkreis auseinandergebogen und langgezogen dargestellt. Der blaue Pfeil gibt wieder die Stromrichtung an, also fließt der Strom von der Quelle durch den Widerstand, durch die Glühlampe und wieder zur Quelle.

Zusammen mit dem Diagramm über diesem abgewickelten Stromkreis will ich nun versuchen den Spannungsbegriff an diesem Beispiel zu erläutern. In dem Diagramm ist, wie man sagt, die Spannung gegen den Ort aufgetragen. Das bedeutet an jedem Ort (hier bezüglich des Stromkreises) ist ein Punkt gemacht worden, und zwar in der höhe, die der Spannung an diesem Ort entspricht. Wenn wir uns die Spannung nun als so etwas wie eine Energie vorstellen, liest sich das Diagramm so: Am Anfang haben die Ladungen viel Energie und wandern munter durch die Leitung. Dann stoßen sie auf (den) Widerstand (und deshalb heißt er so) und müssen einiges an Energie aufwenden um hindurchzukommen, die Energie sinkt. Dann geht es weiter durch die Leitung bis zur Glühlampe. Wir wissen ja, dass Licht Energie kostet, Energie, die natürlich von den Ladungen genommen wird wenn sie durch die Lampe gehen. Die Lampe ist für den Strom also auch ein Widerstand und die Ladungen verlieren wieder Energie. Und so erreichen die Ladungen wieder die Spannungsquelle und habe alle Energie, die sie vorher besessen haben, an den Stromkreis abgegeben.
Diese Argumentation kann man auch mit dem Kraftbegriff führen: Die Ladungen müssen immer eine Kraft aufwenden, wenn sie auf einen Widerstand stoßen, um ihn zu durchqueren. (An dieser Stelle bitte nicht den Falschen Schluss ziehen, dass Energie und Kraft das gleiche sind!)

Ziehen wir eine Parallele zum Alltag: Nehmen Sie sich nicht auch manchmal etwas vor und sind dann sehr bestrebt, das Vorhaben umzusetzen? Oft kommt es dann vor, dass man auf einen Widerstand stößt, und schon sinkt das Bestreben (die Spannung). Im physikalischen Zusammenhang spricht man deshalb auch von "Spannungsabfällen" (an Widerständen). Um Ihr Ziel zu erreichen, muss also Ihr bestreben mindestens so groß sein, dass es ausreicht um alle Widerstände zu überwinden.

In der Physik ist es da etwas einfacher, und das ist der Teil, weshalb ich mich später noch einmal korrigieren werden muss: Die Spannung ist immer genau so groß, dass alle Widerstände überwunden werden können. Nur, je größer und zahlreicher die Widerstände, um so weniger Ladungen können fließen. Dieser Zusammenhang, das Ohmsche Gesetz, wird uns aber erst später beschäftigen.

So viel also zur Spannung. Ich hoffe, Ihr bestreben war groß genug, und die Widerstände in Form von Text und Verständnis haben sie nicht aufhalten können. Wenn Sie noch Energie über haben, würde ich mich freuen, wenn Sie sie mit in den nächsten Post nehmen würden.
 
Add to Technorati Favorites